Situationsbeschreibung

Die Vogelgrippe (Hochpathogenes Aviäres Influenzavirus, HPAI) A(H5N1) ist ein hochansteckendes Virus, das Geflügel und Wildvögel befällt und sich an verschiedene Säugetierwirte anpassen kann.[1, 2] Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder kontaminierten Umgebungen. Bei Geflügel führt die Infektion oft zum Tod, verminderter Futteraufnahme und Atemwegssymptomen.[3] Übertragungen auf den Menschen sind selten und finden meist nur bei engem Kontakt zu infizierten Tieren statt. Beim Menschen können zunächst grippeähnliche Symptome und Konjunktivitis auftreten, wobei schwere Verläufe und Todesfälle häufig sind.[4, 5] Antivirale Medikamente wie Oseltamivir sind zur Behandlung verfügbar.[4]

USA

Betroffene Tiere:

Über 1.072 Milchviehherden in 17 Bundesstaaten sind betroffen (Stand: 27. Mai 2025), mit einem spezifischen H5N1-Genotyp (D1.1), der in Europa nicht gefunden wurde.[6, 7, 8] Auch in der Milch der betroffenen Kühe wurde das Virus nachgewiesen.
Über 171 Millionen Geflügeltiere in 51 Jurisdiktionen sind betroffen (Stand: 20. Mai 2025).[6] Das Virus wurde auch bei über 200 Säugetieren nachgewiesen, darunter Füchse, Bären, Robben, Katzen, Hunde, Ziegen, Alpakas und Schweine.

Menschliche Fälle:

71 Fälle seit 2022, davon 70 in 2024/2025, meist durch direkten Tierkontakt.[9] Bisher keine anhaltende Mensch-zu-Mensch-Übertragung festgestellt.[10]

Europa

Betroffene Tiere:

Zwischen Dezember 2024 und Mai 2025 wurden 743 HPAI A(H5)-Nachweise bei Haus- und Wildvögeln in 31 Ländern gemeldet.[8] Ein saisonaler Rückgang der Geflügelausbrüche wurde kürzlich beobachtet.[11]  H5N1-Fälle bei Milchkühen wurden bisher nicht nachgewiesen.[1, 12, 13, 8] Allerdings gab es erste Nachweise bei Hauskatzen und Wildfleischfressern seit Frühjahr 2024.[13, 8]

Menschliche Fälle:

Sehr selten, mit einem gemeldeten Fall im Vereinigten Königreich (Dezember 2024 – März 2025).[12, 8] Keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung dokumentiert.[7, 8]

Bewertung der Situation

Das Risiko einer H5N1-Infektion für die allgemeine Bevölkerung bleibt sowohl in den USA als auch in Europa gering.[4, 5, 7, 8] Für beruflich exponierte Personen (z.B. Landwirte) wird das Risiko als niedrig bis moderat eingeschätzt.[4, 8]
Der Sprung des H5N1 Virus auf Säugetiere gibt Anlass zu Besorgnis.

Auswirkungen auf die einheimische Bevölkerung:

Das Risiko ist gering, solange direkter Kontakt mit infizierten Tieren vermieden und Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Die Lebensmittelsicherheit (pasteurisierte Milch, gekochtes Fleisch/Eier) wird als gewährleistet angesehen.[3]

Auswirkungen auf Reisende:

Das Risiko bleibt gering, aber Vorsichtsmaßnahmen sind ratsam.

Auswirkungen auf Deutschland:

Deutschland ist als Teil Europas von HPAI-Nachweisen bei Wildvögeln und Geflügel betroffen.[14] Der deutsche Milchsektor ist bisher nicht von H5N1-Infektionen bei Kühen betroffen.[1] Die EU-weite Impfstrategie und Biosicherheitsmaßnahmen sind auch für Deutschland relevant.[15, 16]

Auswirkungen auf Unternehmen:

Die Geflügelindustrie in beiden Regionen leidet unter erheblichen wirtschaftlichen Verlusten durch Keulungen und Produktionsrückgänge, was zu hohen Eierpreisen führt.[17, 18] Der US-Milchsektor ist direkt von H5N1-Infektionen betroffen, während der europäische Milchsektor bisher verschont blieb.[1, 6, 17] Handelsbeschränkungen aufgrund von Ausbrüchen und Impfstrategien stellen weiterhin eine Herausforderung dar.[12, 19, 20]

Empfehlungen

Maßnahmen zum Gesundheitsschutz für Reisende:

  • Vermeiden Sie direkten Kontakt mit kranken oder toten Vögeln, Geflügel oder anderen Tieren.
  • Besuchen Sie nach Möglichkeit keine Geflügelfarmen, Vogelmärkte oder Milchviehbetriebe mit kranken Tieren, es sei denn mit geeigneter persönlicher Schutzausrüstung (PSA).
  • Verzehren Sie keine rohen oder unzureichend gekochten Geflügelprodukte, Fleisch oder Eier. Trinken Sie pasteurisierte Milch.
  • Waschen Sie sich nach dem Umgang mit ungekochtem Geflügel oder nach Tierkontakt gründlich die Hände.
  • Suchen Sie bei Symptomen während oder nach der Reise einen Arzt auf und informieren Sie ihn über eine mögliche Exposition.

Maßnahmen zum Gesundheitsschutz für Unternehmen (die Mitarbeiter entsenden):

  • Führen Sie eine standortspezifische Gefährdungsbeurteilung durch, um potenzielle Expositionen zu identifizieren.
  • Implementieren Sie geeignete Kontrollmaßnahmen (technische, organisatorische) und stellen Sie persönliche Schutzausrüstung (PSA) bereit.
  • Schulen Sie Mitarbeiter in der korrekten Verwendung, dem An- und Ablegen von PSA.
  • Mitarbeiter sollten direkten Kontakt mit kranken oder toten Tieren, deren Ausscheidungen, Rohmilch oder kontaminierten Oberflächen ohne PSA vermeiden.
  • Mitarbeiter sollten ihre Gesundheit täglich überwachen und bei Symptomentwicklung zu Hause bleiben und ihren Vorgesetzten sowie Gesundheitsdienstleister informieren.
  • Kontaminierte Kleidung und Ausrüstung sollten am Arbeitsplatz zur Reinigung zurückgelassen werden.
  • Eine saisonale Grippeimpfung wird für Mitarbeiter mit und ohne häufigem Tierkontakt empfohlen.

Quellenverzeichnis

* [1] USDA APHIS. HPAI in Livestock | Animal and Plant Health Inspection Service – APHIS – USDA.
* [2] CDC. H5 Bird Flu: Current Situation – CDC.
* [3] CDC. H5 Bird Flu: Current Situation – CDC.
* [4] Animal Health Canada. US Detections of H5N1 in Dairy Cattle. 
* [5] CSIS. How Is Bird Flu Impacting Agriculture and Food Security in the United States? – CSIS.
* [6] CDC. H5N1 control measures effectiveness US dairy poultry May 2025.
* [7] CDC. CDC H5N1 human cases US recent updates May 2025.
* [8] EFSA. Avian influenza overview. December 2024–March 2025.
* [9] WOAH. First report on world’s animal health reveals changing spread of disease impacting food security, trade and ecosystems.
* [10] EFSA. European Commission avian influenza H5N1 updates.
* [11] ECDC. Avian influenza overview December 2024-March 2025 – ECDC – European Union.
* [12] WATTPoultry.com. Avian flu outbreak risk diminishes in Europe.
* [13] WATTPoultry.com. Avian flu outbreak risk diminishes in Europe.
* [14] WOAH. First report on world’s animal health reveals changing spread of disease impacting food security, trade and ecosystems.
* [15] The Poultry Site. EU free from avian influenza strains hitting US dairy cows. 
* [16] Politico.eu. Bird flu poses growing pandemic threat as virus evolves – POLITICO. Europe. 
* [17] University of Nebraska Medical Center. Bird flu vaccination policies by country. 
* [18] American Society for Microbiology. Avian Influenza (H5N1) Vaccines: What’s the Status? – American Society for Microbiology.
* [19] The Bullvine. EU dairy prices plateau: What you need to know about the 2025 market split.
* [20] ThinkGlobalHealth.org. Poultry vaccine hesitancy.