Situationsbeschreibung:

Aktuell gibt es zwei gleichzeitige Milzbrandausbrüche in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) und Uganda, die sowohl Wild- und Nutztiere als auch Menschen betreffen. In der DRK wurde der Ausbruch im März 2025 im Virunga-Nationalpark in der Provinz Nord-Kivu entdeckt, nachdem tote Wildtiere, darunter Flusspferde und Büffel, gefunden wurden. Später wurden auch tote Rinder und menschliche Fälle gemeldet. Bis Ende April 2025 gab es in der DRK 17 Verdachtsfälle bei Menschen, darunter ein Todesfall. In Uganda begann der Ausbruch im März 2025 im Distrikt Bushenyi und hat sich auf mehrere andere Distrikte ausgeweitet. Bis zum 30. März 2025 wurden 30 Verdachtsfälle bei Menschen gemeldet, von denen 15 bestätigt wurden, darunter zwei Todesfälle. In beiden Ländern sind die Fälle oft mit dem Umgang oder Verzehr von Fleisch infizierter Tiere verbunden.

Beschreibung der Erkrankung

Milzbrand (Anthrax) wird durch das Bakterium **Bacillus anthracis** verursacht. Es handelt sich um eine Zoonose, die typischerweise durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder kontaminierten Tierprodukten (z.B. Leder, Wolle, Fleisch) auf den Menschen übertragen wird. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten. Die Bakterien bilden Sporen, die Jahrzehnte im Boden überleben können.

Klinische Formen:

  • Hautmilzbrand (Kutaner Milzbrand): Die häufigste Form (ca. 95 % der Fälle). Beginnt mit einem kleinen Knötchen, das sich zu einem charakteristischen Geschwür mit schwarzem Zentrum (Eschar) entwickelt. Bei schneller Antibiotikabehandlung heilt es meist vollständig ab. Ohne Behandlung beträgt die Letalität 10–20 %.
  • Darmmilzbrand (Gastrointestinaler Milzbrand): Entsteht durch den Verzehr von kontaminiertem Fleisch. Verursacht schwere Verdauungssymptome, die zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen können. Die Letalität liegt unbehandelt bei etwa 40 %.
  • Lungenmilzbrand (Inhalationsmilzbrand): Die schwerste und seltenste Form, verursacht durch das Einatmen von Sporen. Beginnt mit grippeähnlichen Symptomen und führt zu schwerer Atemnot und Schock. Ohne Behandlung ist die Letalität > 95–100 %, auch mit intensiver Behandlung noch etwa 50 %.
  • Meningitis (Hirnhautentzündung): Eine seltene, aber oft tödliche Komplikation, die aus der Ausbreitung der Bakterien ins zentrale Nervensystem resultiert und meist als Folge einer anderen Primärform auftritt.

Symptome: Fieber, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Schwellungen und Hautläsionen mit Escharbildung (bei Hautmilzbrand).

Komplikationen: Sepsis, Meningitis, die oft tödlich verlaufen kann.

Therapiemöglichkeiten: Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika. Bei lokalem Hautmilzbrand werden Einzelsubstanzen wie Ciprofloxacin, Doxycyclin, Penicillin oder Amoxicillin empfohlen. Bei systemischer Erkrankung oder Meningitis wird eine Kombinationstherapie eingesetzt. Eine frühzeitige Behandlung ist entscheidend, um schwere Verläufe und Todesfälle zu verhindern.

Bewertung der Situation

Auswirkungen auf die einheimische Bevölkerung: Das Risiko ist in beiden Ländern hoch. Unsichere Praktiken wie der Verzehr von Fleisch kranker oder verendeter Tiere, mangelndes Bewusstsein und hartnäckige kulturelle Überzeugungen (z.B. Zuschreibung von Tiersterben an Hexerei) behindern die Kontrolle. Die Gesundheitsversorgung ist in beiden Ländern durch andere Epidemien und humanitäre Krisen stark belastet. Die fehlende routinemäßige Tierimpfung gegen Milzbrand seit über einem Jahrzehnt erhöht die Anfälligkeit.

Auswirkungen auf Reisende: Das regionale Risiko wird als moderat eingestuft. Reisende in den betroffenen Gebieten sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, insbesondere wenn sie Kontakt zu Tieren oder Tierprodukten haben oder kontaminiertes Fleisch konsumieren. Die porösen Grenzen und der unregulierte Tierhandel zwischen DRK, Uganda, Ruanda und Tansania erhöhen das regionale Ausbreitungsrisiko.

Auswirkungen auf Deutschland: Das globale Risiko wird als gering eingeschätzt. Die internationale Bewegung und der Handel mit Vieh und Wildtieren aus der DRK und Uganda in Länder außerhalb Afrikas sind minimal und streng reguliert. Es wurden bisher keine internationalen menschlichen Fälle oder exportbedingten Expositionen identifiziert. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten, was das Risiko einer internationalen Ausbreitung durch menschliche Reisen mindert.

Auswirkungen auf Unternehmen: Unternehmen, die in der Region tätig sind, insbesondere im Agrar- oder Tourismussektor, könnten von eingeschränkten Bewegungsfreiheiten, Unterbrechungen der Lieferketten oder Sicherheitsbedenken betroffen sein. Mangelndes Gesundheitsverständnis und anhaltende kulturelle Überzeugungen erschweren den Umgang mit der Situation und können die Geschäftsaktivitäten beeinträchtigen.

Empfehlungen

Maßnahmen zum Gesundheitsschutz für Reisende:

  • Vermeidung von Kontakt mit Tieren: Insbesondere mit kranken oder verendeten Tieren und deren Produkten (Felle, Fleisch).
  • Sicherer Fleischkonsum: Keinen Verzehr von rohem oder unzureichend gekochtem Fleisch, insbesondere kein Bushmeat. Nur Fleisch aus sicheren Quellen konsumieren, das ausreichend erhitzt wurde.
  • Hygiene: Regelmäßiges und gründliches Händewaschen, insbesondere nach Kontakt mit Tieren oder in ländlichen Gebieten.
  • Information: Informieren Sie sich über die aktuelle Lage in der Region.
  • Medizinische Versorgung: Bei Symptomen, die auf Milzbrand hindeuten, sofort einen Arzt aufsuchen und die Reisehistorie angeben.

Maßnahmen zum Gesundheitsschutz für Unternehmen:

  • Mitarbeiterinformation: Mitarbeiter in betroffenen Gebieten über die Risiken von Milzbrand und Präventionsmaßnahmen aufklären.
  • Schulungen: Schulungen zu sicherem Umgang mit Tieren und Tierprodukten, falls relevant für die Geschäftstätigkeit.
  • Vorsorge: stellen Sie arbeitsmedizinische Vorsorge für Mitarbeiter, die in die Region entsandt werden sicher.
  • Notfallpläne: Lassen Sie sich zu den Auswirkungen auf Ihre Projekte und Operationen in der Region fachkundig beraten und entwickeln Sie Notfallpläne.

Quelle der Meldung

Rapid Risk Assessment, Acute Event of Potential Public Health Concern, Human anthrax outbreak in North Kivu province, DRC and Uganda, Version 2.0, 15. Mai 2025.